Zum Vortrag:
Das Bahnprojekt Stuttgart Ulm („S21“) ist das größte Ausbaukonzept für den öffentlichen Schienenverkehr in Baden-Württemberg seit dem 19. Jahrhundert. Es umfasst neben dem Neubau von zahlreichen Tunneln und Trassen auch eine komplette Umgestaltung des Eisenbahnknotens Stuttgart: Der alte Kopfbahnhof wird durch einen unterirdischen Durchgangsbahnhof ersetzt. Das Herzstück des alten Bahnhofs (der sogenannte Bonatz-Bau) bleibt erhalten und verbindet auch weiterhin die Innenstadt mit den Gleisanlagen; durch die neue Streckenführung können künftig aber umfangreiche Gleisflächen im Zentrum Stuttgarts rückgebaut und durch Parkanlagen bzw. ein neues Stadtquartier ersetzt werden. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von rund 100 Hektar. S21 ist somit nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch hinsichtlich der Stadtentwicklung von großer Bedeutung für Stuttgart.
Der neue achtgleisige Durchgangsbahnhof besteht aus einer ca. 450 m langen und 80 m breiten Halle. Wesentliches Gestaltungselement der neuen Bahnsteighalle sind die sogenannten Kelchstützen. Diese tragen nicht nur das Schalendach, sondern dienen auch der natürlichen Belichtung und Belüftung des Innenraums.
Es handelt sich um ein Schalentragwerk aus Stahlbeton, bei dem die Kelchstützen eine hufeisenförmige Abstützung der anschließenden flachen Deckenteile ermöglichen. Die Stützen sind nach oben offen und werden durch filigrane Stahl-Glas-Konstruktionen abgedeckt. Die Kelchstützen reflektieren durch ihre geschwungene Form das auf die helle Betonstruktur treffende Tageslicht weit in die Halle hinein. Die Anforderungen an den Massivbau sind aufgrund der komplexen Geometrie sowie durch die Sichtbetonanforderungen (Sichtbetonklasse SB4) sehr hoch.
Die Schal- und Bewehrungsplanung erfolgte vollständig in 3D. Dennoch wurde für die Baustelle das Schalendach zusätzlich auf insgesamt ca. 12.000 Bewehrungsplänen dargestellt.
Zur Vortragenden:
Angelika Schmid ist Prokuristin des Ingenieurbüros Werner Sobek in Stuttgart. Sie studierte an den Universitäten von Stuttgart und Trondheim Bauingenieurwesen und ist seit 2002 bei Werner Sobek tätig. Seit 2013 ist Angelika Schmid Prokuristin und Teamleiterin. Im Bereich der Projektarbeit auf Sonderkonstruktionen und auf Stahlbau spezialisiert, verantwortet sie als Projektleiterin z.B. des neuen Tiefbahnhofs in Stuttgart auch große und extrem komplexe Bauvorhaben aus Stahlbeton.